das Ödland

Natternfang war überrascht davon, dass es den schwarzen Kater tatsächlich interessierte, was der SternenClan war. Als er auf seinen Namen angesprochen wurde, antwortete er, bemüht freundlich: "Ich heiße Natternfang. Und du? Tut mir leid, wenn du es bereits gesagt hast, ich war ein bisschen in meinen eigenen Gedanken an... egal...", er hörte auf zu reden. Er hatte fast schon zu viel über sich preisgegeben.
Als Blutseele bemerkte, dass er bedrückt aussähe, versuchte er es abzutun. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass die Kätzin ihm nicht glauben würde. Er sah wieder auf den Boden und dachte daran, was eigentlich passieren hätte können, wenn er nur mit seiner Mutter zusammen den Clan verlassen hätte. Dann dacht er weiter. Was wenn der fremde Kater seine Mutter und auch Schwarzjunges kannte?
Also fragte er, für Natternfang ganz untypisch, einfach gerade heraus: "Kennst du vielleicht ein paar Katzen die ich kenne? Sie heißen Python, er ist ein großer, braun-schwarz gemusterter Kater, dann seine Gefährtin, die früher Silberschatten geheißen hat, eine schlanke, feminin gebaute Kätzin mit silbergrauem Fell und dann ihr Sohn der früher Schattenjunges geheißen hatte und bis auf einen weißen Kinnfleck ganz schwarz ist."
Hatte er das gerade wirklich gesagt? Was wenn Blutseele dadurch eine Schwäche in ihm erkennen würde und dadurch an seiner Loyalität zweifelte?
Dann meinte die Zweite Anführerin auch, dass sie weiter gehen müssten. Aber Natternfang wollte nicht gehen. Er hatte das Gefühl, dass dieser fremde Kater vielleicht etwas über seine Familie wusste. Trotzdem nickte er, allerdings nicht ohne zu zögern. Es musste für Blutseele wichtig sein, wenn sie so dringend weiter mussten.

Auf einmal wurde Natternfang unruhig. Was wenn seine Familie tatsächlich noch lebte, würden sie ihn aufnehmen, wenn er wollte? Sein Schweif zuckte hin und her.
Aufgeregt sah er Blutseele an. Plötzlich wurde er viel glücklicher und war schon fast am Lachen einfach nur aus Erleichterung. All die letzten Monde hatten ihn Albträume über seine Familie geplagt, in denen es ihnen nicht gut gegangen war und Schwarzjunges am Verhungern gewesen war.
"Und ihre Gesundheit? Ihnen ging es doch gut, oder?", Besorgnis machte sich in dem Kater breit, während er sich nach der Familie erkundigte.

Der Kater merkte, dass Blutseele unbedingt gehen wollte und überwandt sich aufzustehen. "Vielen Dank Jack, dafür dass du mir diese Auskunft gegeben hast. Ich würde gerne noch etwas bleiben, aber Blutseele scheint es eilig zu haben."
Natternfang ging einige Schritte zu Blutseele, dachte kurz nach und wandte sich noch einmal zu Jack um. "Weißt du in welche Richtung sie gegangen sind?", fragte er, erwartete sich aber nicht wirklich eine Antwort. Der andere Kater hatte wahrscheinlich besseres zu tun, als fremden Katzen hinterher zulaufen. "Danke, es ist mir nämlich sehr wichtig", sagte er nochmal und lief dann zu der Zweiten Anführerin.

Eine Welle der Erleichterung erfasste Natternfang. "Danke Jack!" sagte er, nachdem der schwarze Kater ihm auch gesagt hatte, dass seine Familie zum Zweibeinerort gegangen war.
Dann fuhr ihn Blutseele an und er musste sich zusammenreißen, nicht bockig zu werden. Blutseele meinte es wahrscheinlich gar nicht so hart, aber in Natternfangs Ohren hörte es sich so an. Daher seufzte der Kater nur und nickte wehmütig. "Ok. Gehen wir!" sagte er nur und wollte schon lospreschen als Jack seine Hilfe anbot. Natternfang rang sich ein Lächeln ab und drehte sich zum Kater um. "Danke Jack. Ich weiß dein Angebot zu würdigen."
Natternfang merkte, dass Jack mitkommen wollte und blieb wieder stehen. "Du willst mitkommen?", fragte er deswegen. "Also ich hätte nichts dagegen, allerdings müsstest du das eher Blutseele fragen..." Damit sah er seine Zweite Anführerin an, versuchte aber gleichzeitig, ihr nicht in die Augen zu schauen.

Natternfang versuchte Verständnis für die Kätzin aufzubringen, aber auch wenn es ihm schwerfiel, konnte er es schon verstehen. Sie war eben Zweite Anführerin und das, obwohl sie schüchtern und leise und ruhig war. Deswegen musste er nur noch besser darauf aufpassen, was er sagte. Und auch wenn er versuchte es nicht zu zeigen, Natternfang respektierte die zweite Anführerin, aber konnte es sich selbst eben nicht wirklich eingestehen. Er war ja nicht einmal wirklich wütend auf Blutseele. Das konnte er gar nicht wirklich sein. Deshalb war er nur noch wütender auf sich selbst.
"Ja... Ein Unterschlupf wäre nicht gerade schlecht...", meinte der Kater und bemühte sich, seine Emotionen nicht zu eindeutig zu zeigen. Und er freute sich darüber, dass Jack in den Clan kommen wollte, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass Blutseele sich mit diesem Kater ein bisschen mehr beschäftigte, als sie sollte.
Natternfang grinste, als es anfing zu regnen. "Wieso uns irgendwo unterstellen? Regen ist doch schön!" Und ja. Der Kater liebte Regen und freute sich über die Kälte und Nässe. Das machte ihn zwar etwas seltsam, aber das kümmerte ihn nicht. Im Clan wollte ihn doch sowieso niemand haben. Außer Finstergold vielleicht, aber selbst die war voller Geheimnisse. Aber er konnte ja nicht zugeben, wie sehr ihn das verletzte, dass seine eigene Schwester welche vor ihm hatte. Blödes Katersein!
"Aber ja, gehen wir", meinte der Krieger und wandte sich freundlich an Blutseele. "Bitte geh du doch vor!"